Zur Zeit läuft in Deutschland die Fußball-WM der Frauen. Ich bin eine Frau und mag Fußball. Und irgendwie habe ich fast ein schlechtes Gewissen, denn: so wirklich interessiert mich die Frauen-WM nicht. "Ich wünschte, ich würde mich für Tennis interessieren", sangen Tocotronic einst. "Ich wünschte, ich würde mich (mehr) für Frauen-Fußball interessieren", denke ich nach der ersten Woche der Frauen-WM.
Nachdem ich in der Vorbereitung die Spiele der deutschen Mannschaft verfolgt und eigentlich auch für ganz nett befunden habe, hat sich nach den ersten bei der WM verfolgten Spielen eine gewisse Ernüchterung eingestellt. Was beispielsweise in der Vorbereitung der deutschen Mädels recht ansehnlich aussah, war bisher bei der WM noch nicht zu sehen. Die Französinnen und gestern auch einzelne Aktionen der Brasilianerinnen haben zwischenzeitlich schönen Fußball gezeigt, aber insgesamt merke ich, dass das typische "Bei Spielen wird vor dem Fernseher gesessen!", das man von Männer-Weltmeisterschaften selbst bei den unattraktivsten Spielen zelebriert, bei mir schon nicht mehr vorhanden ist. Stattdessen ertappe ich mich dabei, die Spiele der U17-WM und der Copa America (halleluja, Sport1!) mit deutlich mehr Interesse zu verfolgen, obwohl diese für Frühaufsteher zu ungünstigeren (weil späteren) Zeiten übertragen werden.
Warum das so ist? Ich weiß es nicht. Irgendwie finde ich es schade, dass meine Highlights bei der Frauen-WM bisher die unfassbar schlechte südkoreanische Schiedsrichterin Sung-Mi Cha beim Umholz-Spiel gegen Nigeria und natürlich das gestrige "dezente" Handspiel der Dame aus Äquitorialguinea waren. Und vielleicht noch die schönen rot-lackierten Fingernägel eines Teils der deutschen Mädels. Aber wenn ich meine männlichen Freunde, die macho-like vor WM-Start "Äääääh, Frauen-Fußball - das guck ich doch nicht!" lospolterten, damals noch anraunzte, dass das doch Killefit sei und Frauen-Fußball technisch auch sehenswert und überhaupt, dann muss ich gestehen, dass ich deren Bedenken mittlerweile leider halbwegs nachvollziehen kann. Aber wer weiß: vielleicht wird ja nach der Vorrunde alles anders und ich sitze dann verkleidet und mit genausoviel Interesse wie bei der Copa America vor dem Fernseher. Am besten fahre ich Mittwoch doch nach Bochum, schaue mir den Knaller Südkorea - Kolumbien an und hoffe darauf, dass der Knoten platzt. Oder, dass doch einfach wieder sowas passiert: Handspiel? Ach was...
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