"Verrückt" ist wohl das Wort, das mir gestern gefühlte tausend Mal durch den Kopf ging, während ich in der Arena saß: verrückt, dass der endlich mal wieder von Beginn an spielende Teemu Pukki nach fünf Minuten dank Heiko Westermanns freundlicher Hilfe ganz entspannt per Kopf (!) das 1-0 für Schalke machen darf; verrückt, dass Christoph Metzelder hinten in der Abwehr der ruhige, überzeugende Organisierer ist und nach einer Jurado-Ecke das 2-0 reinwuchten darf; verrückt, dass es auf einmal schon 3-0 durch den Elfer des Hunters steht, obwohl eigentlich der HSV drückt; verrückt, dass dann doch das 3-1 fällt und in der zweiten Halbzeit von großer Fußballkunst irgendwie nicht mehr wirklich was zu sehen ist; verrückt, dass Jermaine Jones anscheinend den Plan hat, nun in jedem Spiel mindestens einmal einfach über das halbe Feld auf das Tor zuzustürmen, um den Ball dann doch irgendwie nicht reinzukriegen (beim nächsten Mal klappt das!).
So schön die erste Halbzeit anzuschauen war, so wenig war es die zweite. Schalke verwaltete den Spielstand aus Halbzeit eins, die schönen flachen Pässe, die man vorher gesehen hatte, wurden wieder durch hoch nach vorne gedroschene Bälle ersetzt, und irgendwie fühlte man sich trotz des Zwei-Tore-Vorsprungs eine ganze Weile doch nicht so wirklich wohl. Dass Huub Stevens mit Pukki und Jurado zwei neue Offensiv-Kräfte von Beginn an spielen ließ, gefiel. Bei Jose Manuel Jurado war zu sehen, dass er seiner Twitter- und Radio-Meckerei nun Taten folgen lassen wollte - auch, wenn er für meinen Geschmack einige Male wieder zu lange tricksend am Ball klebte, lief er deutlich mehr als sonst auch mit nach hinten und wirkte aktiv. Teemu Pukki wuselte und lief, und während man sich am Donnerstag noch wunderte, wo denn die Offensiv-Abteilung von Schalke eigentlich war, so konnte man gestern insbesondere in Halbzeit eins erahnen, warum Schalke in dieser Saison immerhin schon 54 Tore geschossen hat.
Nach diesem Wochenende sieht alles gleich wieder deutlich positiver aus: der Abstand nach hinten auf Leverkusen ist wieder auf sieben Punkte angewachsen; es bleibt zu hoffen, dass Huub Stevens sich nach dem gelungenen Wechsel auf zwei Positionen auch weiterhin traut, mal was auszuprobieren und der drohende "Konkurrenzkampf" insbesondere die Spieler, die Optionen für das Mittelfeld sind, weiter anspornt. Hoffentlich geht's genau so weiter. Am liebsten schon Donnerstag gegen Twente.
Hatte mich tatsächlich schon vor dem Spiel gefragt, wie viele Tore eigentlich ein Christoph Metzelder jemals gemacht hat. "Hat der überhaupt schon für uns getroffen?"
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Verrückt, ganz genau!