Am Anfang der Woche, als es so aussah, als wenn Raúl doch weg aus Schalke wolle, versuchte ich, mir Gründe zu suchen, warum ich den "eigentlich eh schon immer blöd" fand - und fand keine. Am Donnerstag, als Schalke 0-2 in Helsinki verlor, versuchte ich, mich zu überzeugen, dass die Schalker das kommenden Donnerstag locker umbiegen können - und glaubte es selbst nicht wirklich. Am Sonntag, als Raúl zunächst bekanntgab, dass er nicht aus Schalke weg will und die Blau-Weißen dann noch das Spiel in Mainz drehten, war auf einmal alles wieder in Ordnung. Typisch Schalke.
Zugegeben: die erste Halbzeit in Mainz verursachte mal wieder akute Schwarzseherei-Gefahr und machte wenig Spaß. Dass die Schalker Abwehr insbesondere das Verhalten bei Standard-Situationen noch üben muss, war ja schon vor dem Spiel in Mainz zu beobachten - und bleibt wohl auch weiterhin so. José Manuel Jurado und ich sind noch immer keine Freunde geworden. Er werde am Sonntag gewinnen, twitterte er am Samstag vor dem Schlafengehen; gewonnen hat aber im Endeffekt "nur" seine Mannschaft. Zumindest würde es sehr überraschen, wenn das Trainer-Team Donnerstag oder Sonntag auf Jurado setzt. Schwach und mit erschreckend vielen Fehlpässen präsentierte sich leider auch Jan Moravek. Von dem hat man aber immerhin schon Besseres gesehen diese Saison.
Natürlich kann aber nicht nur gemeckert werden, wenn ein Spiel nach 0-2-Rückstand noch gedreht wird. Über Jefferson Farfan brauche ich dabei wohl nichts mehr zu sagen. Ich hoffe, dass sich Horst Heldt am besten gleich heute mit ihm zusammensetzt und über die Vertragsverlängerung spricht. Gemeinsam mit Julian Draxler kam in der zweiten Halbzeit genau der Schwung in das Spiel, der anfangs noch fehlte. Die Mannschaft spielte mit und bewies Moral.
Auch ohne selbst ein Tor zu schießen, freute sich Raúl ordentlich mit den Anderen. Dass er Schalke nicht vor Ende der Saison verlassen werde, war am Sonntag Vormittag die erste gute Nachricht nach dem Zeitungs-Wirrwarr der vergangenen Woche sowie dem grausigen Spiel in Helsinki. Wie nahe ein Wechsel wirklich bevorstand und wie viel von den Zeitungen sinnbefreit zusammengeschrieben wurde, weiß ich nicht - und das ist vielleicht auch besser so. Doch insgesamt hat der gestrige Sonntag dazu geführt, dass man dem kommenden Donnerstag und den nächsten Bundesliga-Spielen durchaus ein Stückchen entspannter entgegenblicken kann. Vielleicht werde ich schon Donnerstag, wenn es gegen Helsinki schiefläuft, oder spätestens Sonntag, wenn zu Hause kein Sieg gegen die zuletzt am Freitag wirklich stark spielenden Gladbacher gelingt, ganz anders denken und schimpfen. Aber nach dieser typischen Schalker-Woche darf man sich ja auch mal einfach darüber freuen, dass einer der Lieblings-Spieler noch mindestens diese Saison auf Schalke bleibt und die Blau-Weißen immerhin eine Halbzeit richtig schön Fußball spielen können. Macht auch mehr Spaß und ist deutlich einfacher, als sich "Gründe, warum ich Raúl eh schon immer blöd fand" einfallen zu lassen.
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